Gernreither Burggeist

 
Vor einiger Zeit war der Burgherr zu Gernreith zu einem Gelage nach Schloss Moosheim im Ennstal geladen. Dort wurde auch der Moosheimer Schlossgeist „flambiert“. Unser Burgherr fand dabei so großen Gefallen, dass er sofort den dortigen Schlossbesitzer „Ernst den Listenreichen“ um die Rezeptur und – was am meisten von Bedeutung ist – um den letzten Rest des Burggeistes bat.

 

Die Bewohner von Schloss Moosheim wurden aufgrund der Erbfolge für die Pflicht des Kräutersammelns bestimmt. Bis in das Jahr 1400 gehen die Aufzeichnungen über die Herstellung des Moosheimer Schlossgeistes zurück:

 

Um Mitternacht zu Vollmond werden zwischen den steilen Felswänden unterhalb des Grimmings Kräuter gesammelt, noch vor Sonnenaufgang werden diese in einem Eichenfässchen unter vorsichtigem Rühren mit dem Vorlauf eines „Sonnseitkricherlschnapses“ vermischt. 42 Tage und 41 ½ Nächte, also bis Mitternacht des übernächsten Vollmondes, werden die Kräutlein vom Schnapse ausgesogen, bis der Schlossgeist sich entfalten und seine unvergleichliche Wirkung zeigen kann.

 

Der Burgherr von Gernreith klettert nun ebenfalls in der Vollmondnacht auf die südlichste Felsspitze seines Forstgutes, auf das sogenannte „lustige Kegerl“ , um Kräuter zu sammeln und diese nach alter Moosheimer Rezeptur, jedoch im „Sonnseittannenwipferlschnaps“ anzusetzen.

 

Da nie der ganze Burggeist getrunken wird, sondern ein letzter Rest immer zum nächsten Ansatz gelangt, kann man sagen, dass dieser Tropfen schon ca. 600 Jahre alt ist.

 

Die Zeremonie des Trinkens ist ein wesentlicher Bestandteil und kann nur von Geschulten Burgleuten erklärt werden. Dies übernimmt hier auf Gernreith meistens die Burgfrau selbst.